Jetzt mal im Ernst. Welches Sendeformat im deutschen Fernsehen schwimmt derzeit auf einer – ge­fühlt – riesigen Welle der Aufmerksamkeit? … Kochsendungen? Okay, also: außer Kochsendungen …und der Tagesschau.
Ich denke da vor allem an die unzähligen Gesangscontests, wie DSDS, Voice of Germany (VoG), Dein Song, ESCund was nicht alles sonst. So weit, so gut.

Mein Feierabendheimweg führt mich jeden Tag durch die Mannheimer City. Vor einiger Zeit bin ich am Paradeplatz auf einen jungen Mann aufmerksam geworden, der mit einer fantastischen Stimme gesegnet – Ich bin mir nicht sicher, aber es kann eigentlich nur ein Tenor gewesen sein – , sich selber auf seiner Gitarre beglei­tet hat. Trotz dieses stimmgewaltigen Auftritts, war das Interesse der vielen Passanten eher mau. Manchen war er es nicht einmal wert, vom Smartphone aufzublicken. Der be­reit gelegte Flyer von dem Sänger, einem gewissen Daniel Mersadeh, machte mich neugierig. Zuhause habe ich den Namen gegoogelt und siehe da: kurz vorher war er Teilnehmer von VoGund ist dabei erst in der vierten Runde unglücklich ausgeschieden.

Kann es sein, dass gute Musik nur noch unter einem RTL-, ProSieben- oder sonstigem Banner wahr­genommen und geschätzt wird? Tausende haben ihm in der Sendung stehend applaudiert, sicherlich auch viel Geld für den Eintritt bezahlt, vielleicht sogar den Klingelton nach seinem Auftritt geändert. Und kaum dass man ihn, live und in Farbe, sehen, ansprechen und zwei, drei Euro in seinen Gitarren­kasten werfen kann, wird er uninteressant und lästig, weil er den Fußweg versperrt.

Schade eigentlich.

(Anm.: Ich habe im Laufe der Jahre noch viele andere Musiker erlebt, über die ebenfalls hier ge­schrie­ben werden könnte.)